Meine Vergangenheit und Ich
Wieso ich meine Vergangenheit nicht löschen werde…
Viele von euch wissen, dass ich seit September 2016 Weight
Watchers mache und inzwischen bereits erfolgreich 16,6 kg abgenommen habe. Als
Motivation dient mir daher oft meine Vergangenheit und besonders Bilder vom
Urlaub 2016 oder meiner Tagesreise nach Prag. Wieso sollte ich ein Geheimnis
aus meinem Gewicht machen, wenn es mir doch ohnehin jeder hat ansehen können?
Ich war schwer, verdammt schwer. Und noch immer habe ich mein Ziel nicht
erreicht, sondern lediglich einen Teil davon. Trotzdem ist mein Lebensgefühl
viel besser geworden.
Ein dickes Minus von fast 17 kg sieht man ebenfalls auf
neuen Bildern. Inzwischen fragten mich einige Freunde und Familienmitglieder,
wieso ich meine „alten“ Bilder auf denen ich „dick“ bin, nicht bei Facebook
löschen möchte. Sie wollten wissen, ob es mir nicht peinlich sei, so etwas im
Netz zu lassen.
Jedes Mal wenn ich auf solche Fragen antworten muss, würde
ich am liebsten laut schreiben: Nein, ich werde diese Bilder nicht löschen,
denn das war und bin ich, nichts hat sich geändert und ich halte aus Motivation
an meiner schweren Vergangenheit fest, um nicht erneut abzurutschen oder der Jo
Jo-Falle in die Hände zu spielen. Diese
Fotos erinnern mich daran, dass ich viel in meiner Jugend falsch gemacht habe.
Damals wurde ich bereits in der 5. Klasse gemobbt, dabei hatte ich kein
Übergeweicht, sondern vielmehr etwas Babyspeck, der sich noch unentschlossen
schien, wann er sich verabschieden will. Ich habe mich einschüchtern lassen. Diese
Sticheleien führten dazu, dass ich nicht mehr ins Freibad fuhr, aus dem
Fußballverein austrat und mich allgemein immer mehr in meine stille Kammer
zurückzog. Zuhause konnte mich keiner beschimpfen oder mein Selbstbewusstsein
noch mehr mit Füßen treten als sie es ohnehin schon taten. Zuhause war ich sicher,
aber auch perspektivlos, wenn es um Sport ging. Als Kind habe ich Sport
geliebt, war beinah den ganzen Tag an der frischen Luft. Geändert hat sich das
damals mit der Schulzeit. Kann Mobbing dick machen? Ja, das kann es. Ich werfe
es meinen Klassenkameraden nicht vor, aber hätten sie mich unterstützt und
nicht ausgeschlossen, wäre es wohl nie so weit gekommen.
2011 war mir eine Abnahme von -15kg gelungen, mit einem
Sportprogramm und gesunder Ernährung. Für meinen Körper jedoch zu wenig. Ich bekam
eine Essstörung, ernährte mich pro Mahlzeit von 135g Gemüse und 135g Obst und
ging bis zu 3 Mal die Woche für 2h ins Fitnessstudio. Das Resultat: -15kg in 5
Wochen. Das war zu schnell für meinen Körper und bald darauf bekam ich
Magenprobleme und Schwindelanfälle. Der Tag an dem ich das Programm stoppte,
war bei einem Familienausflug. Wir machten eine Radtour und nach einem mageren
Joghurt mit wenig Obst und etwas Wasser, brach ich zusammen, ich hatte schlicht
nicht mehr die Kraft Sport zu machen, da ich zu wenig Energie zuführte. Damals
hatte ich fast mein Wunschgewicht erreicht, gab jedoch auf, da mich diese
Ernährung krank machte.
Weight Watchers hat mir einen Weg gezeigt, den ich auch in
Zukunft weiter verfolgen möchte. Zum ersten Mal in meinem Leben, komme ich mir
nicht vor, wie jemand der auf alles verzichten muss. Ich liebe Sushi und gerne
auch mal ein Eis. Weight Watchers ermöglicht mir kleine Sünden, in dem ich mein
Wochenextra für diese nutze. Früher habe ich schon gerne gekocht, aber
inzwischen investiere ich täglich mindestens zwei Stunden in das Vorbereiten
meiner Speisen. Alles ist frisch, bunt und gesund. Ich lebe nun nach festen
Regeln und habe nicht das Gefühl, dass sich an meinem Leben etwas verändert
hat. Weight Watchers ist super mit dem Alltag kombinierbar. Ich bin absolut
zufrieden und wahnsinnig glücklich, mich dafür entscheiden zu haben.
Wieso ich also meine Fotos nicht löschen möchte? Weil sie
mich an eine Person erinnern, die sich aufgegeben hatte, die mit dem Gedanken
lebte, dass sie nicht abnehmen kann. Diese Person sah keine Chance je einen
liebenswerten Mann zu finden, je eine Familie zu haben. Die Person war
verbittert, emotional und frustriert. Mein früheres Ich konnte zwar Berge
erklimmen und schleppte das Gewicht auf die höchsten Gipfel, doch es konnte
sich selbst nichts vormachen. Damals wollte ich es nicht wahr haben. Ich habe
mir eingeredet, dass Abnehmen in etwa so leicht für mich ist, wie für einen
Blinden einen Kinofilm zu sehen. Ein dummer Vergleich, aber leider spiegelt er
komplett mein Empfinden wider. Diese Bilder aus den letzten Jahren, erinnern
mich daran, dass ich so nie wieder sein möchte, nie wieder aussehen will. Ich
blicke nach vorn. Wann immer mir der Mut oder die Motivation fehlen, nehme ich
eines dieser Fotos hervor und begreife, was ich bereits alles erreicht habe.
Der Weg ist noch weit, aber für ein gesünderes Leben, werde ich jede Hürde
gehen. Mein Leben beginnt jetzt. Und meine Vergangenheit ist ein Teil von mir
und wird es immer bleiben.
Foto: 20.05.2017 Foto: Mai 2016 (Prag)
Ich hoffe, ich konnte viele von euch motivieren. Kämpft für euren Traum und gebt niemals auf. Schließt mit eurer Vergangenheit ab, aber vergesst sie nicht. Das Leben ist zu kurz, um wichtige Erfahrungen zu verdrängen. Ich wünsche euch viel Erfolg :)