Messebericht: Leipziger Buchmesse 2018

April 01, 2018 Marie-Luis Rönisch 0 Comments

Die Leipziger Buchmesse 2018 wusste uns alle zu überraschen. In erster Linie wurde die Stadt Leipzig vor ein schier unlösbares Problem gestellt: 5 cm Schnee, über Nacht, mit Glätte. Bei einem solchen Ausmaß des Wintereinbruches war es selbstverständlich, dass der Zugverkehr zum Erliegen kam, die Straßenbahnen eingeschränkt wurden und viele tausende Besucher schlicht ihr Ziel – die LBM18 – nicht erreichten.

Aber beginnen wir von vorn …

Meine Anreise war bereits mit leichten Komplikationen verbunden, nachdem ich weit mehr als eine Stunde in der Kälte auf meinen Flixbus warten musste, den man an der tschechischen Grenze aus dem Verkehr gezogen hatte. Dies konnte der Stimmung, der mit mir reisenden Cosplayer jedoch keinen Abbruch tun.
Mit reichlich Verspätung kam ich schließlich im Hotel an, was der erste Lichtblick im ganzen Chaos war. Nach all den Jahren des Pendelns (bis zu 6h am Tag) hatte ich nun nach einem anstrengenden Messetag ein Bett im Hotel, das auf mich wartete. Zusammen mit meiner Freundin, der Bloggerin Andrea Lange von Bücher – Seiten zu anderen Welten machte ich bereits Donnerstag die Messe unsicher.
Das Gefühl, nach einem Jahr Wartezeit, das Gelände der Messe zu betreten, war unbeschreiblich. Das mag vielleicht seltsam klingen, aber die LBM bietet mir jedes Jahr die einmalige Chance Kollegen, Verleger und Leser zu treffen, mich mit ihnen auszutauschen, über TV Serien und Bücher zu reden und einfach die Seele baumeln zu lassen. Da kann ich schon mal emotional werden – aus reiner Vorfreude versteht sich. Jedenfalls zog es mich sofort in Halle 2, denn die Neugierde auf den Eisermann Verlagsstand war groß. 

Auf den Bildern bei Facebook hatte er bereits überragend ausgesehen, in Echt war er sogar noch schöner. Allgemein wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich viele Verlage bei der Gestaltung in diesem Jahr bedeutend mehr Mühe gegeben hatten. An jeder Stelle gab es etwas zu entdecken, meist Kleinigkeiten wie Maskottchen, Glasvitrinen, Buttons, Kaffeeecken, goldener Glitzer, etc. Da leuchteten gewiss nicht nur meine Augen vor Überraschung. Viele Besucher zog es magisch zu den Ständen, sie verharrten davor, strichen über die Bücher und begannen die Klappentexte zu überfliegen. Es war es ein Anblick, der wohl jeden Autor überaus zufrieden gestellt hätte.
Meine persönlichen Highlights reisten erst am späten Freitag an und waren Samstag auf der Messe zu entdecken. Um mal ein paar Namen zu nennen … Kai Meyer, Markus Heitz, T. S. Orgel, Bernhard Hennen. Diese Herren sind das „Aushängeschild“ der Phantastik. Ihr Schreibstil und ihre Ideen prägten dieses Genre und so war es mir eine Freude, sie, wenn auch nur kurz, zu treffen. Die Autorenlonge des Pan-Vereins gestaltete es mir nicht nur einfach ein Gespräch mit meiner Lektorin zu führen, sondern ebenfalls auf besagte Größen zu treffen, zu plaudern und über neue Trends und den Markt als Solches auszutauschen.
 Wann immer sich die Möglichkeit bot, den Menschenmassen zu entfliehen, machte ich die anderen Hallen unsicher. Geradezu überwältigend fand ich die Präsentation des Knaur Verlages, der seine Autoren auf XXL Bildern zur Show stellte und bis zur Hallendecke reichende Bücherwände erschaffen hatte. Für Leser beeindruckend, für einen Autor wohl die größtmögliche Ehrung durch den Verlag. Auch bei Fischer Tor schaute ich vorbei. Sie haben ein so abwechslungsreiches und spannendes Angebot an Büchern, dass sich bereits einige Werke in meinem Regal tummeln und darauf warten gelesen zu werden.
Während der Donnerstag und der Freitag recht ruhig ausklangen und sich das Schneechaos langsam anbahnte, wurde der Samstag zu einer wahren Herausforderung. Die Menschen strömten in die Hallen, erfreuten sich an den Lesungen und Cosplayern gleichermaßen. 
 Das eigentliche Problem stellte die Heimfahrt dar, denn ab 18 Uhr konnte man das Messegelände kaum mehr verlassen. Lediglich Straßenbahnen vollzogen eisern ihren Dienst, während die Züge schlicht von den Anzeigetafeln verschwanden, ohne dass eine Information kam. Also standen und warteten wir, in der eisigen Kälte, zusammen mit hunderten von Leuten. Irgendwann gaben wir die Hoffnung auf, strichen unsere geplanten Abendveranstaltungen und quetschten uns in die überfüllten Straßenbahnen. Nach mehr als 2h schafften wir es endlich in eine Straßenbahn, doch bereits nach der ersten Haltestelle der nächste Schock: Das Sunrise Avenue Konzert fiel auf denselben Abend und auch die Fans der Band strömten in die wenigen Linien, die fuhren. Es war der blanke Horror und ein furchtbarer Abschluss eines doch so wundervollen Messetages. Völlig fertig, durchgefroren und müde kamen wir irgendwann gegen 21 Uhr im Hotel an. Wir erhofften uns eine Besserung für den letzten Tag und schliefen nach einer heißen Dusche ein.

Auf den Sonntag hatte ich mich bereits wochenlang gefreut, denn um 15:30 Uhr sollte meine erste Lesung auf der Fantasyleseinsel stattfinden. Die Aufregung war groß und die Nervosität wich der reinen Panik als ich am Morgen feststellte, dass die Wartezeit in der Kälte, mir mehr als eisige Füße beschert hatte. Ich erwachte mit Halsschmerzen und kaum genug Stimme, um ausgelassen zu fluchen. Folglich versuchte ich mich mit Medikamenten, die mir Autoren und Kollegen später zur Verfügung stellten, irgendwie zu behandeln. Der letzte Tag begann ruhig. Ich machte meine letzten Streifzüge durch die Manga Halle, kaufte ein paar wundervolle Souvenirs und knipste beinah jeden Cosplayer, der vor meine Linse stolperte. Dann 15:30 Uhr war es endlich soweit und ich schluckte meine Zweifel hinab. Angekündigt von der grandiosen Laura Dümpelfeld stieg mein Mut und ich versank komplett in meinem Buch, in der Geschichte und meinen eigenen Gedanken. Ich begann zu lesen, klammerte mich an die Charaktere und die Handlung, bis die Lesung wie im Flug an mir vorbeirauschte und endete. Das Adrenalin jagte noch immer durch meinen Körper, trieb mir Röte ins Gesicht und sorgte für ein verhaltenes Kribbeln im Bauch. Der Beifall der Leser, Kollegen und Freunde erreichte meine Ohren und machte mich in diesem Moment zum glücklichsten Menschen auf der Messe. Es war unbeschreiblich, es war schön und es waren so viele Menschen da, die mich unterstützt haben, die ihr Versprechen hielten und zur Lesung kamen. Danach folgte eine kurze Signierstunde und anschließend der überstürzte Aufbruch. Ich drängte mich – noch immer berauscht von der Lesung – in die nächste Bahn, zusammen mit etlichen Bayern-Fans (Fußball fiel ebenfalls auf das LBM Wochenende – im Ernst, wer plant sowas?) und fuhr zum Hotel. Die Messe endete mit Freude und Trauer. Und während ich meinen Koffer durch den Schnee zog, ließ ich die schönsten Momente der LBM18 Revue passieren. In einem Jahr werde ich wieder in Leipzig sein, mit neuen Büchern, an der Seite eines grandiosen Verlages. Ich warte auf euch. Wir sehen uns 2019 in Leipzig. Hoffentlich ohne Schnee und mit Sonnenschein.


Hier einige Impressionen: 

Mein Motto: Man kann niemals genug Bücher besitzen.