Romanverfilmung oder nicht?

Mai 25, 2013 Marie-Luis Rönisch 0 Comments

Diese Frage kursiert in vielen Autorenkreisen. Einige der Schreiberlinge begegnen ihr mit Freude, andere werden nachdenklich gestimmt. Aber warum gehen die Meinungen so weit auseinander?

Um diese Frage zu klären, erhoffte ich mir Antworten von einigen befreundeten Autoren. Dabei entfesselte ich eine Diskussion, die zu einem wirklich interessanten Ende kam.

 
 
 
Was versteht man unter einer Romanverfilmung?

Viele Autoren träumen von dem großen Durchbruch. Sie erhoffen sich einen Bestseller zu landen, oder von einem Produzenten entdeckt zu werden. Hat man dann noch das Glück ein Angebot für die Verfilmung der eigenen Idee zu erhalten, ist das für viele die Erfüllung ihrer Wünsche.

Meistens werden lediglich die Rechte vom Autor aufgekauft und gerade bei „unbekannteren“ Autoren geht das Mitspracherecht völlig verloren. Dies kritisieren Leute aus der Literaturbranche, denn sie befürchten, dass die Einzigartigkeit ihrer Idee unter gehen könnte. Die liebevoll ausgearbeiteten Details könnten niemals von den Schauspielern, genauso wie erhofft umgesetzt werden. Dadurch steigt die Angst, dass Leser die Verfilmung nicht akzeptieren könnten.  Der Autor steht also unter großem Druck. Jedoch wird diese Tatsache von den Meisten ignoriert.
 
Ich selbst würde nur unter gewissen Voraussetzungen zustimmen.

Ich wöllte ein Mitspracherecht, sowie die Entscheidungsfreiheit der Darstellung meiner Charaktere und Mitauswahl der Schauspieler. Ich würde gerne das Drehbuch schreiben, oder einen anderen Autor dabei unterstützen und dem Regisseur unter die Arme greifen. Nur dann kann ich als Autor bezeugen, dass alles zu meiner Zufriedenheit von Statten gegangen ist. Somit schwindet meine Angst, dass der Film von den Lesern nicht akzeptiert werden kann.

Romanverfilmungen:
 
* Harry Potter
* Die Tribute von Panem
* Beim Leben meiner Schwester
* P.S. Ich liebe dich
* Life of Pi
* Die Vermessung der Welt
* Der Hobbit & Der Herr der Ringe
* Die Tore der Welt
* Der Turm
* Das Vermächtnis der Wanderhure
* Twilight
* Sherlock Holmes
* City of Bones

Serien, die auf Büchern basieren:
 
* Game of Thrones
* Legend of the Seeker
* Sex and the City
* True Blood
* The Vampire Diaries
* Gossip Girl
* Die Säulen der Erde
* Bones - Die Knochenjägerin
* Unsere kleine Farm
* The Walking Dead
* Band of Brothers
* Dexter
 
In Anbetracht der Tatsache, dass bei den aufgezählten Titeln meine Lieblingsserien dabei sind, muss ich sagen: Ich bin glücklich, dass diese Bücher, wenn auch nicht Detailgetreu verfilmt wurden. Sie begeisterten auf ihre Art eine Generation und werden das auch noch in den nächsten Jahren tun.

 

Was sagen andere Autoren dazu?
(Facebook - Befragung vom 21.05. - 23.05.2013 )

 
Constanze Budde: „Ich würd die Chance auf jeden Fall ergreifen. Als ich "Streetex-Von Dort" geschrieben habe, habe ich beinahe schon filmisch gedacht und mir vorgestellt, wie die Kameraschwenks aussehen würden/könnten. Außerdem würde ich gerne wissen, wie die Songs im Buch umgesetzt klingen würden. Bei Lesungen wurde ich schon gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Buch verfilmen zu lassen. Also, wenn sich ein Regisseur oder Produzent melden sollte, wäre ich sofort dabei!“

Raven Silver: „Ich würde auf keinen Fall nein sagen, wenn jemand eins meiner Bücher verfilmen möchte. Beim Schreiben stelle ich mir Figuren und Schauplätze genau vor und ich finde es interessant, wie andere meine Figuren und Schauplätze vor Augen haben.

Außerdem könnten dann mehr Leute in meine Geschichten eintauchen, wenn es sie nicht nur als Buch, sondern auch als Film gäbe. Und ich will mit meiner Geschichte ja Leute erreichen, ihnen schöne Momente und Gefühle schenken und ihnen die Möglichkeit geben, nebenbei auch was zu lernen.

Außerdem ist mir persönlich das Medium Film enorm wichtig, weil ich selbst Filme (eher Kurzfilme) drehe und dabei einen Heidenspaß habe. Am allerbesten wäre es natürlich, wenn ich bei der Verfilmung meiner Geschichten selbst am Set mitarbeiten dürfte - und sei es nur als Kabelhalterin.“

Ruth M. Fuchs: „Ich würde die Chance sofort wahrnehmen. Speziell bei meinem Elfendetektiv Erkül Bwaroo hatte ich sowieso die ganze Zeit einen bestimmten Schauspieler im Kopf (auch wenn ich nicht glaube, dass der bereit wäre, spitze Ohren zu tragen). Auch die Schauplätze habe ich immer genau vor Augen. Eine Umsetzung fände ich wahnsinnig interessant.“

Nancy Fields: „Obwohl Buchverfilmungen oft relativ schlecht sind, würde es mich wahnsinnig interessieren, wie meine Bücher zum Film werden. Besonders schwer wäre es allerdings schon, mich zufrieden zu stellen, denn die Szenen laufen immer automatisch in meinem Kopf ab, wenn ich sie schreibe und durch die ziemlich genauen Beschreibungen meiner Personen wäre auch die Wahl der Schauspieler eine ziemliche Herausforderung. Doch eben all diese Probleme machen einen total neugierig, wie das Resultat letztlich aussehen würde. Also ja, ich würde meine Geschichten wahnsinnig gerne verfilmen lassen, aber nur, wenn ich bei den Dreharbeiten was zu sagen hätte.“

Cornelia Franke: „Die Wahrscheinlichkeit, dass du etwas zu sagen hast, ist seeeeehr gering. Wisst ihr wie das abläuft?“

Constanze Budde: „Mitspracherecht hat man vermutlich nur, wenn man Rowling oder Funke heißt... oder wenn man den Regisseur und Drehbuchautoren gut kennt...“

Cornelia Franke: „Ich glaube, ich würde eher wahnsinnig werden, wenn man Optionen anfragt, aber dann nichts passiert. Dementsprechend mache ich mir auch nicht so viele Gedanken über Verfilmungen.

Und ja, man sollte sich die Szenen genau vorstellen können, aber Roman und Film unterscheidet so einiges. Der Film wird von der Kameraführung dominiert, es wird dem Zuschauer suggeriert, dass man etwas durch das Auge der Kamera sieht. Gerade bei Romanen sollte man den Leser nicht so ein Kameraauge suggerieren, sondern ihm die Handlung erleben und fühlen lassen. Das Kameraauge hat "nur" die Bilder, der Roman besitzt dafür die Stimme des Erzählers, etwas das kein Film nachmachen kann.“

„Oh, und natürlich die Gefühle und Gedanken der Figur - ein Schauspieler kann sie nur begrenzt wiedergeben, so viel eben wie das Kameraauge sieht. Ganz anders als beim Roman.

Und irgendwie möchte ich nicht zitiert werden.“

Nancy Fields: Verfilmen ist ohnehin mein Wunschdenken. Und deswegen würde ich mir eben "wünschen", etwas zu sagen zu haben. Auch, wenn das mit ziemlicher Sicherheit nie eintreten wird.“

Cornelia Franke: „Ich frage mal weiter in die Runde: Kennt ihr gute Buchverfilmungen? H.d.R., ja, aber da war der Stil eh etwas eigen, um nicht so zu sagen der Todschläger liest sich trocken und zäh.“


Raven Silver: „Also ich fand die Harry-Potter-Verfilmungen gut gemacht - nur in der Verfilmung vom letzten Buch war ich mit einigen Sachen nicht einverstanden, zum Beispiel, dass sie Kreacher anders als im Buch noch böse und hasserfüllt dargestellt haben.“

Andreas Kimmelmann: „Natürlich würde ich sie ergreifen, das bringt Geld. Übrigens, wer mal einen Anwaltskrimi verfilmen möchte, kann sich gerne meinen "Mord im Lichthof" vornehmen.“
 
 
 
Wie denkt ihr als Leser bzw. Autor darüber?

 

Mein Motto: Man kann niemals genug Bücher besitzen.