Romanverfilmung oder nicht?
Diese Frage kursiert in vielen Autorenkreisen. Einige der Schreiberlinge begegnen ihr mit Freude, andere werden nachdenklich gestimmt. Aber warum gehen die Meinungen so weit auseinander?
Um
diese Frage zu klären, erhoffte ich mir Antworten von einigen befreundeten
Autoren. Dabei entfesselte ich eine Diskussion, die zu einem wirklich
interessanten Ende kam.
Was versteht man unter einer
Romanverfilmung?
Viele
Autoren träumen von dem großen Durchbruch. Sie erhoffen sich einen Bestseller
zu landen, oder von einem Produzenten entdeckt zu werden. Hat man dann noch das
Glück ein Angebot für die Verfilmung der eigenen Idee zu erhalten, ist das für
viele die Erfüllung ihrer Wünsche.
Meistens
werden lediglich die Rechte vom Autor aufgekauft und gerade bei „unbekannteren“
Autoren geht das Mitspracherecht völlig verloren. Dies kritisieren Leute aus
der Literaturbranche, denn sie befürchten, dass die Einzigartigkeit ihrer Idee
unter gehen könnte. Die liebevoll ausgearbeiteten Details könnten niemals von
den Schauspielern, genauso wie erhofft umgesetzt werden. Dadurch steigt die
Angst, dass Leser die Verfilmung nicht akzeptieren könnten. Der Autor steht also unter großem Druck.
Jedoch wird diese Tatsache von den Meisten ignoriert.
Ich
selbst würde nur unter gewissen Voraussetzungen zustimmen.
Ich
wöllte ein Mitspracherecht, sowie die Entscheidungsfreiheit der Darstellung
meiner Charaktere und Mitauswahl der Schauspieler. Ich würde gerne das Drehbuch
schreiben, oder einen anderen Autor dabei unterstützen und dem Regisseur unter
die Arme greifen. Nur dann kann ich als Autor bezeugen, dass alles zu meiner
Zufriedenheit von Statten gegangen ist. Somit schwindet meine Angst, dass der
Film von den Lesern nicht akzeptiert werden kann.
Romanverfilmungen:
* Harry Potter
* Die Tribute von Panem
* Beim Leben meiner Schwester
* P.S. Ich liebe dich
* Life of Pi
* Die Vermessung der Welt
* Der Hobbit & Der Herr der Ringe
* Die Tore der Welt
* Der Turm
* Das Vermächtnis der Wanderhure
* Twilight
* Sherlock Holmes
* City of Bones
Serien, die auf Büchern basieren:
* Game of Thrones
* Legend of the Seeker
* Sex and the City
* True Blood
* The Vampire Diaries
* Gossip Girl
* Die Säulen der Erde
* Bones - Die Knochenjägerin
* Unsere kleine Farm
* The Walking Dead
* Band of Brothers
* Dexter
In Anbetracht der Tatsache, dass bei den aufgezählten Titeln meine Lieblingsserien dabei sind, muss ich sagen: Ich bin glücklich, dass diese Bücher, wenn auch nicht Detailgetreu verfilmt wurden. Sie begeisterten auf ihre Art eine Generation und werden das auch noch in den nächsten Jahren tun.
Was sagen andere Autoren dazu?
(Facebook - Befragung vom 21.05. - 23.05.2013 )
Constanze Budde:
„Ich würd die Chance auf jeden Fall
ergreifen. Als ich "Streetex-Von Dort" geschrieben habe, habe ich
beinahe schon filmisch gedacht und mir vorgestellt, wie die Kameraschwenks
aussehen würden/könnten. Außerdem würde ich gerne wissen, wie die Songs im Buch
umgesetzt klingen würden. Bei Lesungen wurde ich schon gefragt, ob ich mir
vorstellen könnte, das Buch verfilmen zu lassen. Also, wenn sich ein Regisseur
oder Produzent melden sollte, wäre ich sofort dabei!“
Raven Silver:
„Ich würde auf keinen Fall nein sagen,
wenn jemand eins meiner Bücher verfilmen möchte. Beim Schreiben stelle ich mir
Figuren und Schauplätze genau vor und ich finde es interessant, wie andere
meine Figuren und Schauplätze vor Augen haben.
Außerdem könnten dann mehr Leute in
meine Geschichten eintauchen, wenn es sie nicht nur als Buch, sondern auch als
Film gäbe. Und ich will mit meiner Geschichte ja Leute erreichen, ihnen schöne
Momente und Gefühle schenken und ihnen die Möglichkeit geben, nebenbei auch was
zu lernen.
Außerdem ist mir persönlich das
Medium Film enorm wichtig, weil ich selbst Filme (eher Kurzfilme) drehe und
dabei einen Heidenspaß habe. Am allerbesten wäre es natürlich, wenn ich bei der
Verfilmung meiner Geschichten selbst am Set mitarbeiten dürfte - und sei es nur
als Kabelhalterin.“
Ruth M. Fuchs:
„Ich würde die Chance sofort wahrnehmen.
Speziell bei meinem Elfendetektiv Erkül Bwaroo hatte ich sowieso die ganze Zeit
einen bestimmten Schauspieler im Kopf (auch wenn ich nicht glaube, dass der
bereit wäre, spitze Ohren zu tragen). Auch die Schauplätze habe ich immer genau
vor Augen. Eine Umsetzung fände ich wahnsinnig interessant.“
Nancy Fields:
„Obwohl Buchverfilmungen oft relativ
schlecht sind, würde es mich wahnsinnig interessieren, wie meine Bücher zum
Film werden. Besonders schwer wäre es allerdings schon, mich zufrieden zu
stellen, denn die Szenen laufen immer automatisch in meinem Kopf ab, wenn ich
sie schreibe und durch die ziemlich genauen Beschreibungen meiner Personen wäre
auch die Wahl der Schauspieler eine ziemliche Herausforderung. Doch eben all
diese Probleme machen einen total neugierig, wie das Resultat letztlich
aussehen würde. Also ja, ich würde meine Geschichten wahnsinnig gerne verfilmen
lassen, aber nur, wenn ich bei den Dreharbeiten was zu sagen hätte.“
Cornelia Franke:
„Die Wahrscheinlichkeit, dass du etwas zu sagen hast, ist seeeeehr gering.
Wisst ihr wie das abläuft?“
Constanze Budde:
„Mitspracherecht hat man vermutlich nur,
wenn man Rowling oder Funke heißt... oder wenn man den Regisseur und
Drehbuchautoren gut kennt...“
Cornelia Franke: „Ich glaube, ich würde eher
wahnsinnig werden, wenn man Optionen anfragt, aber dann nichts passiert.
Dementsprechend mache ich mir auch nicht so viele Gedanken über Verfilmungen.
Und ja, man sollte sich die Szenen
genau vorstellen können, aber Roman und Film unterscheidet so einiges. Der Film
wird von der Kameraführung dominiert, es wird dem Zuschauer suggeriert, dass
man etwas durch das Auge der Kamera sieht. Gerade bei Romanen sollte man den
Leser nicht so ein Kameraauge suggerieren, sondern ihm die Handlung erleben und
fühlen lassen. Das Kameraauge hat "nur" die Bilder, der Roman besitzt
dafür die Stimme des Erzählers, etwas das kein Film nachmachen kann.“
„Oh, und natürlich die Gefühle und
Gedanken der Figur - ein Schauspieler kann sie nur begrenzt wiedergeben, so
viel eben wie das Kameraauge sieht. Ganz anders als beim Roman.
Und irgendwie möchte ich nicht
zitiert werden.“
Nancy Fields:
„Verfilmen ist ohnehin mein Wunschdenken.
Und deswegen würde ich mir eben "wünschen", etwas zu sagen zu haben.
Auch, wenn das mit ziemlicher Sicherheit nie eintreten wird.“
Cornelia Franke:
„Ich frage mal weiter in die Runde: Kennt ihr gute Buchverfilmungen? H.d.R.,
ja, aber da war der Stil eh etwas eigen, um nicht so zu sagen der Todschläger
liest sich trocken und zäh.“
Raven Silver:
„Also ich fand die
Harry-Potter-Verfilmungen gut gemacht - nur in der Verfilmung vom letzten Buch
war ich mit einigen Sachen nicht einverstanden, zum Beispiel, dass sie Kreacher
anders als im Buch noch böse und hasserfüllt dargestellt haben.“
Andreas Kimmelmann:
„Natürlich würde ich sie ergreifen, das
bringt Geld. Übrigens, wer mal einen Anwaltskrimi verfilmen möchte, kann sich
gerne meinen "Mord im Lichthof" vornehmen.“
Wie denkt ihr als Leser bzw. Autor darüber?