Die Klapperkiste, genannt Bus
Jeden
Tag bin ich auf ihn angewiesen, meinen stickigen, lauten Freund. In der
Morgenstunde erfreut er mich durch einen angenehmen Geruch, eine passable
Innentemperatur und absoluter Ruhe. Ja, diese Busse, nennt man schlechthin Schul
– oder Reisebusse und sie sind kein Vergleich zu ihren Geschwistern, den
Ramschkisten des Nachmittags.
Heute
war wieder solch ein Wochentag, an dem ich eine dieser Klapperkisten in Kauf
nehmen musste. Neben dunklen Scheiben, die vom Dreck der Zeit so sehr in
Anspruch genommen wurden, dass man nicht einmal die grünen Felder erblicken
kann, bis hin zu dem lauten Geräusch des Motors, dass einem einen Schauer über
den Rücken jagt, weil es aufheult wie ein Untier, ist alles vorhanden.
Hat
man tatsächlich einen Sitzplatz ergattert ist die Stimmung im ersten Moment
okay. Doch sobald sich der Bus in Bewegung setzt, wird einem schnell klar, dass
man demnächst lieber laufen sollte. Die Sitzbänke in den hinteren Reihen
entwickeln ein Eigenleben und vibrieren im Takt der Reifen. Ironischer Weise
denken einige Fahrgäste laut über den Vergleich mit einem Vibrator nach, was
mich zum einen schmunzeln lässt und zum anderen gänzlich verunsichert.
Hat
man diese Hürde akzeptiert, kommen die anderen Macken des mindestens 20 Jahre
alten Gefährts ans Licht. Beim Überqueren des Bahnüberganges, wird man
regelrecht in die Luft gehoben und stößt hart gegen die vorderen Sitze. Ob das
nun etwas mit fehlender Federung zu tun hat, ich weiß es nicht. Fakt ist: Als
Kind fand ich diesen Umstand lustig, als Jugendliche eher
unangenehm.
Kommen
wir zu den Fenstern, die sich nur schwer oder gar nicht öffnen lassen und den
sturen Hintertüren, die trotz flehender Worte des Busfahrers, es partout nicht
einsehen wollen, sich zu schließen. Als ich mich lächelnd rührte, fluchte der
Busfahrer und rief mir „Bloß nicht rausspringen“ zu. Ein Umstand der definitiv
die Sicherheit in einem solchen Gefährt bestätigt.
Natürlich
ist es mir klar, dass sich nicht jeder Bus eine Klimaanlage leisten kann. Ich akzeptiere
das und setze das keineswegs voraus. Doch wenn, wie derzeit, der Frühling an
manchen Tagen zur Sommerbrise wird, entwickelt sich der Bus zur Sauna und die
grauenvollsten Gerüche der Sitze und Mitmenschen kommen zum Vorschein. Da hilft
nur eins: Luft anhalten und hoffen, dass man das Gefährt bald verlassen darf.
Aber
ist es überhaupt erlaubt Schülern eine solche Ramschkiste als Bus zu verkaufen?
Immerhin zahle ich im Monat 58€ für die Nutzung von Zug/Bus und erwarte für
mein Geld wenigstens einen Sitz, der mir nicht durch Geruch und Aussehen seine
Geschichte preisgibt. Ganz davon zu schweigen, dass der Bus wegen kaputter Bremsen, etc. zur Reparatur muss. Und wenn er zurück ist, in neuem Glanz,
sinken die Hoffnungen auf Besserung mit dem Anlassen des Motors.
Das
einzige was den Gedanken an diese Klapperkisten wieder wettmacht, sind die
Busfahrer. Jene geplagten Seelen die genauso unter dem Gestank, dem Lärm und
den Macken der Maschine leiden müssen. Ihre freundliche Art erheitert die
düsteren Stunden. Ich kenne mittlerweile nicht einen Busfahrer, der jemals
seine schlechte Laune gezeigt hat, oder sonst in irgendeiner Weise unfreundlich
war. Ein riesiger Pluspunkt, der dennoch meine Ausgaben in einer solchen Höhe
keinesfalls rechtfertigt.
Und
was sagt uns das? Wenn man nicht auf den Bus angewiesen ist: Nehmt lieber den
Zug, das Rad oder an schönen Tagen, geht zu Fuß.