Halloween im Eisermann Verlag
#EisermannAutorenFreitag #Samhain #Halloween
#tödlicheEinhörner
Es ist wieder Freitag und ihr wisst, was das von nun an
bedeutet: Zeit für die Eisermann-Autoren, sich meiner Challenge zu stellen. Da
bereits in wenigen Tagen die Nacht von Samhain ist und viele Halloween feiern,
fordere ich meine Kolleginnen & Kollegen heraus, ihren Lesern das Gruseln
zu lehren oder schlicht eine kurze Samhain / Halloweengeschichte mit einem
Charakter aus ihrem aktuellen Buch zu erzählen. Wie immer macht Darcon den
Anfang…
Darcon spürte wie sich seine Brust unter der Last der Flamme
erhitzte. Ein Blick zum Blutmond genügte und er wusste, dass sein Fluch ihn in
den nächsten Minuten zur Bestie von Dorion machen würde. Doch heute war es
anders, heute konnte er in seiner schuppigen Gestalt unter Menschen treten und
er würde sie voller Freude das Gruseln lehren.
Der Blutmond warf seinen roten Schein auf Darcons Körper und
das Feuer in ihm erwachte zu neuem Leben. Der Drache schrie nach Freiheit und
sprengte die Ketten seiner verletzlichen Hülle.
Ein goldener Schleier vernebelte Darcons Sicht, als er auf die Straße
hinaustrat und sich den Menschen in ihren bunten Kostümen stellte. Sowie er die
ersten Kinder in seiner Nähe ausmachte, begann er mit Schreien und Brüllen,
fletschte die Zähne und spie Feuer. Er tat alles, um den Kindern das Fürchten
zu lehren, ihre Tradition bedeutungslos werden zu lassen. Während die meisten
sofort erblassten, weinten oder flohen, trat ein kleines, blondes Mädchen in
seinen Schatten. Zwei Zöpfe standen schief an jeder Seite ab. Sie war
eingehüllt in einen schwarzen Mantel, gekleidet wie eine Fledermaus, mit einem „B“
auf der Brust.
„Du machst mir keine Angst. Drachen sind sowas von out“,
sagte sie und lächelte ihn an.
Darcon dachte einen Moment nach. Er fragte sich, was sie
darstellen sollte, wurde aber aus ihr nicht schlau. „Wieso trägst du kein
Kleid, meine Kleine? Bist du denn keine Prinzessin?“
Das Mädchen schüttelte ihren Kopf, wodurch ihre Zöpfe hin
und her wippten. Ein Punkt für ihre Niedlichkeit. „Unter hundert Prinzessinnen,
sei immer das Mädchen im Batman-Kostüm“, meinte sie überzeugt und streckte ihre
winzigen Finger nach seiner schuppigen Haut aus. Sanft streichelte sie an
seinem Arm entlang. Er konnte in ihrer Miene keine Furcht, sondern vielmehr
Interesse entdecken. Ein seltsames Kind.
„Was auch immer das bedeuten mag“, entgegnete Darcon und
ließ entmutigt seine Schultern hängen. „Eine Prinzessin wäre schreiend davon
gelaufen. War ich nicht angsteinflößend genug?“
Das Mädchen wandte sich um und suchte offenbar die Gegend ab.
Sie konnte aber niemanden finden. „Du hast Prinzen und Prinzessinnen in die
Flucht geschlagen, aber falls du sie wirklich erschrecken willst, könnte ich
dir behilflich sein.“ Ein breites Grinsen schob sich auf ihre Lippen und Darcon
war sich nicht ganz sicher, ob er ihr vertrauen konnte. Zwar war sie lediglich
ein kleines Kind, doch ihre schelmischen Gedanken konnte man ihr durchaus an
der Nasenspitze ansehen.
„Was soll ich tun?“
Sie winkte ihn zu sich, sodass Darcon sich zu ihr
hinabbeugte. Dann flüsterte sie ihm ein Geheimnis zu. „Bestäube deine Schuppen
mit Glitzer, setz eine pinke Perücke auf, nutze ein paar Tropfen
Zuckerwatte-Parfüm und klebe dir ein Horn auf die Mitte deiner Stirn. Dann und
nur dann bist du furchterregend.“
Darcon stutzte. „Was um der Götter Willen soll das für ein
Untier sein?“
Die Kleine sah ihn betreten an. „Ein Einhorn natürlich. Es
gibt nichts Schlimmeres als diese Wesen. Sie töten durch einen einzigen Blick,
der jeden Menschen in eine „ach wie süß ist das denn“ – Starre fallen lässt.
Clevere und grauenvolle Wesen.“