Dreistigkeit in der Literaturbranche
Als Jungautor hat man es ohnehin schon schwer genug
eine Sparte für die eigenen Bücher zu finden, das Genre herauszusuchen und das
Schreiben als Handwerk und Leidenschaft zu erlernen. Wenn man sich anschließend
auf die Verlagssuche begibt, wird man in ein Meer ohne Boden geworfen und
taucht als Sprotte wieder auf. Geringe Chancen, zu wenig Erfahrung und
möglicherweise auch noch Zweifel am eigenen Werk, beschäftigen einen. Aber
diese Dinge sind jedem bekannt. Auch die Tatsache, dass man sich besser von so genannten
Durckkostenzuschussverlagen fernhalten sollte, ist keineswegs neu. Und genau
aus diesem Grund, kann ich nicht länger schweigen. Seit geschätzten 2 Jahren
warte ich zusammen mit einigen anderen Autoren auf die Veröffentlichung einer
Anthologie. Wir haben unsere Geschichten nicht eingesendet, sondern beteiligten
uns damals auf der Internetplattform Bookrix an einem Gewinnspiel. Die
Veröffentlichung bei dem besagten Verlag war mehr oder weniger ein Teil des
Preises. 13 Autoren wurden aufgenommen, viele von ihnen mit ihrer ersten
Kurzgeschichte. Die Freude war natürlich groß, also unterzeichneten wir die
Verträge, welche meines Erachtens viel zu spät bei uns eintrafen. Das hätte
unser erster Anhaltspunkt sein sollen, doch wir waren blind. Denn zuvor hatte
Bookrix bereits mehrmals versucht den besagten Verlag zu erreichen.
„Hallo
Marie-Luis,
wir haben gestern nochmal ein letztes Mal
den Verlag XXX angeschrieben, ob sie die Anthologie , die als Preis beim
Drachengold-Wettbewerb ausgelobt wurde noch verlegen möchten. Da sie auf die
vorherigen eMails nicht geantwortet haben, haben wir sie gebeten uns bis heute
zu antworten, ansonsten sehen wir es als Absage an, dass die Anthologie im
Verlag XXX zustande kommt. Daraufhin wurde sofort geantwortet und der Verlag
bat vielmals um Entschuldigung, dass er vorher nicht auf unsere Anfragen
reagiert hat.
Nun stellt sich jedoch die Frage, ob nun
Deine Geschichte noch in dem Verlag verlegen lassen möchtest oder ob Du die
Geschichte lieber über eine Print on Demand –Anbieter gemeinsam mit den anderen
Autoren vertreiben möchtest. Kannst Du
uns hierbei kurz Rückmeldung geben? Falls nicht alle Autoren bei an der
Anthologie interessiert sein sollten, müssen wir nochmal Rücksprache mit dem
Verlag halten, ob er auch weniger Geschichten in der Anthologie verlegen wird.
Falls Du Dich für die Veröffentlichung
bei dem Verlag XXX entscheidest, bräuchten wir noch Deine aktuelle
eMail-Adresse, sowie Postadresse und wenn möglich auch Deine Telefonnummer,
damit sich der Verlag bei Rückfragen an Dich wenden kann.
Viele Grüße,
Dein BookRix-Team“
Bookrix bemühte sich und erreichte eine
Vertragsunterzeichnung, mit allerdings nicht allen Autoren, die gewonnen
hatten.
Fortan unterstanden wir dem Verlag und warteten
GEDULDIG auf News. Monatelang tat sich nichts.
Im Juni 2012
hatten wir gewonnen, im Februar 2013
erreichte uns die erste Mail des Verlages.
„Liebe Wettbewerbsteilnehmer und Sieger
des DRACHENGOLD-Autorenwettbewerbs,
erst einmal ist es an der Zeit das wir
als Verlag Ihnen für Ihren Drachengold-Beitrag und der Teilnahme an diesem
Schreibwettbewerb danken. Sicherlich scharen Sie alle miteinander schon
berechtigt mehr als ungeduldig mit den Hufen und fragen sich, wann denn nun
endlich Ihre literarischen Beiträge zu einem gemeinschaftlichen Buch zusammen
gefasst werden?
Uns
als Verlag ist durchaus bewusst, dass wir Ihre Geduld auf die Probe gestellt
haben und damit den einen oder anderen Autoren scheinbar in eine Warteschleife
der Verzweifelung befördert haben aber es ist doch so, dass jedes Ding des
Lebens seine Zeit benötigt ...
Leider
gehörte der Drachengold-Wettbewerb in Kooperation mit BookRix nicht zu unserem
alleinigen Projekt für das vergangene Jahr und wie immer in diesen
schnelllebigen Zeiten, werden Termine verschoben oder können Versprechen nicht
immer innerhalb des vorgesehenen Zeitfensters in der Verlagswelt realisiert
werden. Daher danken wir bis Dato für Ihr Verständnis und jetzt bitten wir all
jene Autoren unter Ihnen, die noch kein Bild und noch keine Vita zu ihrer
Person erstellt haben, dieses schnellst möglich zu tun, damit wir nun den
letzten Feinschliff in Sachen DRACHENGOLD realisieren können.
Ja,
auch bekommen Sie in den nächsten Tagen die Copyrightverträge zu Ihren
Beiträgen von uns zugesendet und der zeitnahen Veröffentlichung ... sowohl als
Taschenbuch, als auch als Ebook ... steht nun nichts mehr an anderen
Verpflichtungen im Weg.
Wir
freuen uns auf eine nun spannende Reise mit Ihnen und versprechen Ihnen mit
diesen Zeilen, dass nun SIE alle miteinander die höchste Priorität auf unserer
Agenda für 2013 haben.“
Endlich schien es voran zu gehen. Unglaublich.
Mittlerweile hatten wir Autoren nicht mehr damit gerechnet, da auf unsere
Emails nie einer antwortete und wir strickt vom Verlag ignoriert wurden.
Den Vertrag erhielten wir am 2. März und langsam wurde uns klar, ja verdammt, der Verlag scheint
es ernst zu meinen!
Am 23. Juni
erreichte mich diese Mail:
„Liebe Autoren und Gewinner des
DRACHENGOLD´es,
nun
ist es fast vollbracht und innerhalb der kürzesten Zeit geht nun endlich das
lang erwartete Buch in den Druck, Damit auch Sie einen Eindruck von dem
bekommen, wie wir uns das Cover vorstellen, übersende ich Ihnen diesen Entwurf.
Wir
freuen uns über ein Feed-Back und sind nun sehr erfreut, dass nun das lange
Warten für Sie ein Ende hat. Nach mehreren Rückfragen und Einwänden einiger
Autoren und dem verkündeten D-day für die Eingabe von Einwänden oder
eventuellen Aufhebungsverträgen mit Autoren, geht es nun auf die literarische
Zielgerade.“
Im Anhang befand sich das versprochene Cover /
Entwurf, was wir natürlich mit Vorfreude auf das Buch sofort öffneten und
betrachteten. Was mir hier geboten wurde, ist fern ab von Gut und Böse.
( Ich verwende keine vollständigen Bilder, da die Rechte immer noch bei Bookrix oder dem XXX Verlag liegen )
Ich war
mit der Bildbearbeitung kaum vertraut, hätte aber ein 100 Mal schöneres Cover
zaubern können! Eine Frechheit uns Autoren so etwas vorzusetzen! Hatten sie doch lediglich den Banner für das Gewinnspiel zu einem Cover umfunktioniert.
Natürlich waren alle Autoren mehr als geschockt.
Mein erster Gedanke: In diesem Buch wird deine Kurzgeschichte erscheinen und
dir gewiss nicht nur allein wegen des Covers deine restliche Zukunft in der
Literaturbranche verbauen!
Schließlich gingen die Beleidigungen auf beiden
Seiten los. Es war von Unfähigkeit und Dreistigkeit die Rede und beide Seiten
hatten einen guten Grund um ausfällig zu werden. Ich hielt mich vorerst zurück.
Immerhin konnten wir immer die Kommentare und Meinungen der Anderen lesen, da
dieser wirklich intelligente Verlag XXX eine Sammelmail geschickt hatte, bei
der auch alle anderen Mailadressen der Autoren verlinkt waren. Clever.
„Liebe Autoren,
bevor
in Ihrer Community ein grosser "Shit-Storm" ausbricht und die Dinge
verbal entgleisen und Sie in der Folge sich der Konsequenzen bei beleidigenden
Ausbrüchen nicht bewusst sind, noch ein paar klärende Worte:
Soeben
hat mich der Anruf einer Autorin erreicht, die mir mitteilte das es da wohl
innerhalb der Autoren einigen Klärungsbedarf gibt. Zu dem Coverentwurf, welchen
wir Ihnen zugesendet haben, damit Sie diesen begutachten und Ihre Meinung dazu
geben können ... versehen mit der Bitte um ein Feed-Back ... gab es sehr ausfallende Rückmeldungen und
damit sich die Gemüter endlich beruhigen, schlagen wir vor das wir nun mehrere
Entwürfe zur Abstimmung bereit stellen und wer sich da mit einbringen möchte
oder selber ein Cover entwerfen möchte, der darf uns dieses bis zum Ende dieser
Woche am Freitag zusenden. Auch wir werden nun
in der Absprache mit BookRix ein anders Cover erwählen, denn scheinbar
war es Ihnen nicht so klar, dass eigentlich das Drachengold-Bild der ersten
Stunde als Wiedererkennung dienen sollte.
Wir
werden Ihnen in der nächsten Woche dann die eventuell zugesendeten und unsere
neuen Cover-Vorschläge zusammen mit dem gesetzten Skript zusenden und Sie haben
dann die Möglichkeit, innerhalb einer Wochenfrist, Ihr Cover zu zu wählen.
Wir
sind im Zusammenhang mit diesem Konflikt über die DRACHENGOLD-Gruppe auf
BookRix "gestolpert" und möchten doch die Administratoren dieser
Community auf das geltende Urheberrecht hinweisen, falls da eine Anthologie mit
diesem Namen in Eigenregie erscheinen sollte, denn die Anthologie DRACHENGOLD
verfügt sowohl schon über eine ISBN-Nummer, als auch das diese schon als
Gemeinschafts-Präsentation von BookRix und Verlag XXX angemeldet ist!
(DRACHENGOLD
- Wir wollen die Drachengold-Geschichten in Eigenregie in einer Anthologie
herausbringen. Alle Autoren, die den Wettbewerb gewonnen haben, sind herzlich
eingeladen, der Gruppe beizutreten.)“
Nun wurde der Verlag hartnäckig. Er verlangte sogar
Einlass in unsere eigens gegründete Gruppe. Dies war der letzte Rückzugsort den
wir hatten, um den ganzen Verlagsunsinn zu verdauen!
Die Einigung, sollte wohl diese Mail bringen:
„Liebe Autoren,
nach einer 4-wöchigen Verlagspause und
den damit verbundenen Urlauben der Mitarbeiter stellen wir Ihnen nun weitere
Coverentwürfe vor. Bitte haben Sie Verständnis, dass nun endlich eine
Entscheidung bzgl. eines Cover´s fallen muss und wie schon gesagt, wir werden
nicht jeden Geschmack eines jeden einzelnen Autoren treffen können aber sehen
Sie doch einfach selber.
Zur Veröffentlichung bzw. zu dem Termin
möchten wir Ihnen allen den 10. Oktober 2013 vorschlagen und bitte bewerten Sie
doch die Frankfurter Buchmesse nicht über, denn auf dieser werden in einem
jeden Jahr 300.000 Bücher angeboten. Entscheidend für die Planung und
Vermarktung sollte doch eher das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr sein und
bitte lassen Sie es nicht zu, dass da wieder einmal ein SHIT STORM in den
Portalen stattfindet, denn wir sind nicht der Bertelsmann-Verlag mit hunderten
Mitarbeitern und nur einem Autor, sondern wir haben 50 Autoren unter Vertrag
und wir können nur die eingereichten Manuskripte der Reihe nach abarbeiten.
Das Manuskript in der gesetzten Fassung
geht in den nächsten Tagen auf dem Mail-Weg bei Ihnen ein. Sollten Sie
letztmalig noch Dinge ändern wollen, so geht das nur, wenn es sich am sachlich
falsche Dinge handelt. Erneute Korrekturen am Inhalt können wir jetzt nicht
mehr berücksichtigen.“
Kommentar einer Autorin: Jetzt mal Spass beiseite, das kann doch
wohl nicht Ihr Ernst sein?
Die angehängten Covervorschläge waren verpixxelt und
einfach grauenvoll. Ich werde hier nur Ausschnitte präsentieren, damit es für
mich keine rechtlichen Folgen hat, da das Copyright beim Verlag liegt!
Weil wir allerdings aus dem Vertrag nicht mehr
herauskamen und diese Cover der absolute Horror waren, regelten wir es auf eine
andere Weise. Eine der Autorinnen erstellte in kurzer Zeit ein Cover mit Hand
und Fuß.
„Liebe Autoren,
dann
nehmen wir jetzt einfach das Cover von Frau YYY, da Sie ja intern dieses schon
geregelt haben.
Mit
freundlichen Grüssen
XXX“
Soviel dazu. Mittlerweile hat sich der Verlag XXX nicht mehr
bei uns gemeldet. Am 10.10.2013 sollte das Buch erscheinen. Ich muss wohl nicht
betonen, dass wir heute den 12.11.2013 haben und die Frist vor über einem Monat
abgelaufen ist. Der Vertrag bleibt dennoch bestehen, da wir, die Autoren keinen
rechtlichen Streit anzetteln wollen. Ich finde es dennoch schrecklich diese
Sache zu verschweigen. Aus diesem Grund möchte ich euch warnen! Überlegt
wirklich 5 Mal bevor ihr etwas unterzeichnet, denn wie in diesem Fall
bestätigt, sind unsere Kurzgeschichten noch für knapp 1,5 Jahre die Sklaven des
XXX Verlages und wir natürlich auch, selbst wenn sie scheinbar keine Leistungen
erwarten oder fordern. Allein der Gedanke daran, dass dieser Verlag unsere
Geschichten verhunzt, stößt mich bitter auf. Ich bin einfach enttäuscht.
Ich finde es schrecklich wie Dreist dieser Verlag vorgeht.
Es grenzt an Unprofessionalität, hat aber wohl eher etwas mit Ausbeutung und
mangelnder Erfahrung zu tun. Ob Absicht oder nicht, wird außen vor gelassen.
Ich möchte hier nur betonen, dass es
eine Frechheit ist, wie wir JUNGAUTOREN von dem besagten XXX VERLAG behandelt
wurden! Irgendwann sollte jemand etwas gegen diese schwarzen Schafe
unternehmen, denn sie ziehen zumeist auch den Ruf von Verlagen in den Dreck,
die möglicherweise das gleiche Verlagsmodell verfolgen, aber eine ganz andere
Arbeitseinstellung haben. Darüber hinaus schwindet das Vertrauen in die
Verlagswelt und viele Jungautoren werfen demotiviert ihre Werke in die nächste
Ecke. Lasst diese Verlage nicht damit durchkommen!
So, jetzt habe ich alles gesagt, was gesagt werden musste!
Ich hoffe ihr seid mir nicht böse.
Zu den Mails: Sie sind keinerlei privat, da jeder der
anderen Autoren mitlesen durfte.
LG Marie-Luis