Dreistigkeit in der Literaturbranche

November 12, 2013 Marie-Luis Rönisch 2 Comments


Als Jungautor hat man es ohnehin schon schwer genug eine Sparte für die eigenen Bücher zu finden, das Genre herauszusuchen und das Schreiben als Handwerk und Leidenschaft zu erlernen. Wenn man sich anschließend auf die Verlagssuche begibt, wird man in ein Meer ohne Boden geworfen und taucht als Sprotte wieder auf. Geringe Chancen, zu wenig Erfahrung und möglicherweise auch noch Zweifel am eigenen Werk, beschäftigen einen. Aber diese Dinge sind jedem bekannt. Auch die Tatsache, dass man sich besser von so genannten Durckkostenzuschussverlagen fernhalten sollte, ist keineswegs neu. Und genau aus diesem Grund, kann ich nicht länger schweigen. Seit geschätzten 2 Jahren warte ich zusammen mit einigen anderen Autoren auf die Veröffentlichung einer Anthologie. Wir haben unsere Geschichten nicht eingesendet, sondern beteiligten uns damals auf der Internetplattform Bookrix an einem Gewinnspiel. Die Veröffentlichung bei dem besagten Verlag war mehr oder weniger ein Teil des Preises. 13 Autoren wurden aufgenommen, viele von ihnen mit ihrer ersten Kurzgeschichte. Die Freude war natürlich groß, also unterzeichneten wir die Verträge, welche meines Erachtens viel zu spät bei uns eintrafen. Das hätte unser erster Anhaltspunkt sein sollen, doch wir waren blind. Denn zuvor hatte Bookrix bereits mehrmals versucht den besagten Verlag zu erreichen.

„Hallo Marie-Luis,
wir haben gestern nochmal ein letztes Mal den Verlag XXX angeschrieben, ob sie die Anthologie , die als Preis beim Drachengold-Wettbewerb ausgelobt wurde noch verlegen möchten. Da sie auf die vorherigen eMails nicht geantwortet haben, haben wir sie gebeten uns bis heute zu antworten,  ansonsten sehen  wir es als Absage an, dass die Anthologie im Verlag XXX zustande kommt. Daraufhin wurde sofort geantwortet und der Verlag bat vielmals um Entschuldigung, dass er vorher nicht auf unsere Anfragen reagiert hat.
Nun stellt sich jedoch die Frage, ob nun Deine Geschichte noch in dem Verlag verlegen lassen möchtest oder ob Du die Geschichte lieber über eine Print on Demand –Anbieter gemeinsam mit den anderen Autoren  vertreiben möchtest. Kannst Du uns hierbei kurz Rückmeldung geben? Falls nicht alle Autoren bei an der Anthologie interessiert sein sollten, müssen wir nochmal Rücksprache mit dem Verlag halten, ob er auch weniger Geschichten in der Anthologie verlegen wird.
Falls Du Dich für die Veröffentlichung bei dem Verlag XXX entscheidest, bräuchten wir noch Deine aktuelle eMail-Adresse, sowie Postadresse und wenn möglich auch Deine Telefonnummer, damit sich der Verlag bei Rückfragen an Dich wenden kann.
Viele Grüße,
Dein BookRix-Team“

Bookrix bemühte sich und erreichte eine Vertragsunterzeichnung, mit allerdings nicht allen Autoren, die gewonnen hatten.
Fortan unterstanden wir dem Verlag und warteten GEDULDIG auf News. Monatelang tat sich nichts.
Im Juni 2012 hatten wir gewonnen, im Februar 2013 erreichte uns die erste Mail des Verlages.

„Liebe Wettbewerbsteilnehmer und Sieger des DRACHENGOLD-Autorenwettbewerbs,

erst einmal ist es an der Zeit das wir als Verlag Ihnen für Ihren Drachengold-Beitrag und der Teilnahme an diesem Schreibwettbewerb danken. Sicherlich scharen Sie alle miteinander schon berechtigt mehr als ungeduldig mit den Hufen und fragen sich, wann denn nun endlich Ihre literarischen Beiträge zu einem gemeinschaftlichen Buch zusammen gefasst werden?
 Uns als Verlag ist durchaus bewusst, dass wir Ihre Geduld auf die Probe gestellt haben und damit den einen oder anderen Autoren scheinbar in eine Warteschleife der Verzweifelung befördert haben aber es ist doch so, dass jedes Ding des Lebens seine Zeit benötigt ...
 Leider gehörte der Drachengold-Wettbewerb in Kooperation mit BookRix nicht zu unserem alleinigen Projekt für das vergangene Jahr und wie immer in diesen schnelllebigen Zeiten, werden Termine verschoben oder können Versprechen nicht immer innerhalb des vorgesehenen Zeitfensters in der Verlagswelt realisiert werden. Daher danken wir bis Dato für Ihr Verständnis und jetzt bitten wir all jene Autoren unter Ihnen, die noch kein Bild und noch keine Vita zu ihrer Person erstellt haben, dieses schnellst möglich zu tun, damit wir nun den letzten Feinschliff in Sachen DRACHENGOLD realisieren können.
 Ja, auch bekommen Sie in den nächsten Tagen die Copyrightverträge zu Ihren Beiträgen von uns zugesendet und der zeitnahen Veröffentlichung ... sowohl als Taschenbuch, als auch als Ebook ... steht nun nichts mehr an anderen Verpflichtungen im Weg.
 Wir freuen uns auf eine nun spannende Reise mit Ihnen und versprechen Ihnen mit diesen Zeilen, dass nun SIE alle miteinander die höchste Priorität auf unserer Agenda für 2013 haben.“

Endlich schien es voran zu gehen. Unglaublich. Mittlerweile hatten wir Autoren nicht mehr damit gerechnet, da auf unsere Emails nie einer antwortete und wir strickt vom Verlag ignoriert wurden.
Den Vertrag erhielten wir am 2. März und langsam wurde uns klar, ja verdammt, der Verlag scheint es ernst zu meinen!
Am 23. Juni erreichte mich diese Mail:

„Liebe Autoren und Gewinner des DRACHENGOLD´es,
 nun ist es fast vollbracht und innerhalb der kürzesten Zeit geht nun endlich das lang erwartete Buch in den Druck, Damit auch Sie einen Eindruck von dem bekommen, wie wir uns das Cover vorstellen, übersende ich Ihnen diesen Entwurf.
 Wir freuen uns über ein Feed-Back und sind nun sehr erfreut, dass nun das lange Warten für Sie ein Ende hat. Nach mehreren Rückfragen und Einwänden einiger Autoren und dem verkündeten D-day für die Eingabe von Einwänden oder eventuellen Aufhebungsverträgen mit Autoren, geht es nun auf die literarische Zielgerade.“

Im Anhang befand sich das versprochene Cover / Entwurf, was wir natürlich mit Vorfreude auf das Buch sofort öffneten und betrachteten. Was mir hier geboten wurde, ist fern ab von Gut und Böse.




 ( Ich verwende keine vollständigen Bilder, da die Rechte immer noch bei Bookrix oder dem XXX Verlag liegen )

Ich war mit der Bildbearbeitung kaum vertraut, hätte aber ein 100 Mal schöneres Cover zaubern können! Eine Frechheit uns Autoren so etwas vorzusetzen! Hatten sie doch lediglich den Banner für das Gewinnspiel zu einem Cover umfunktioniert.
Natürlich waren alle Autoren mehr als geschockt. 

Mein erster Gedanke: In diesem Buch wird deine Kurzgeschichte erscheinen und dir gewiss nicht nur allein wegen des Covers deine restliche Zukunft in der Literaturbranche verbauen!

Schließlich gingen die Beleidigungen auf beiden Seiten los. Es war von Unfähigkeit und Dreistigkeit die Rede und beide Seiten hatten einen guten Grund um ausfällig zu werden. Ich hielt mich vorerst zurück. Immerhin konnten wir immer die Kommentare und Meinungen der Anderen lesen, da dieser wirklich intelligente Verlag XXX eine Sammelmail geschickt hatte, bei der auch alle anderen Mailadressen der Autoren verlinkt waren. Clever. 

„Liebe Autoren,
 bevor in Ihrer Community ein grosser "Shit-Storm" ausbricht und die Dinge verbal entgleisen und Sie in der Folge sich der Konsequenzen bei beleidigenden Ausbrüchen nicht bewusst sind, noch ein paar klärende Worte:
 Soeben hat mich der Anruf einer Autorin erreicht, die mir mitteilte das es da wohl innerhalb der Autoren einigen Klärungsbedarf gibt. Zu dem Coverentwurf, welchen wir Ihnen zugesendet haben, damit Sie diesen begutachten und Ihre Meinung dazu geben können ... versehen mit der Bitte um ein Feed-Back ...  gab es sehr ausfallende Rückmeldungen und damit sich die Gemüter endlich beruhigen, schlagen wir vor das wir nun mehrere Entwürfe zur Abstimmung bereit stellen und wer sich da mit einbringen möchte oder selber ein Cover entwerfen möchte, der darf uns dieses bis zum Ende dieser Woche am Freitag zusenden. Auch wir werden nun  in der Absprache mit BookRix ein anders Cover erwählen, denn scheinbar war es Ihnen nicht so klar, dass eigentlich das Drachengold-Bild der ersten Stunde als Wiedererkennung dienen sollte.
 Wir werden Ihnen in der nächsten Woche dann die eventuell zugesendeten und unsere neuen Cover-Vorschläge zusammen mit dem gesetzten Skript zusenden und Sie haben dann die Möglichkeit, innerhalb einer Wochenfrist, Ihr Cover zu zu wählen.
 Wir sind im Zusammenhang mit diesem Konflikt über die DRACHENGOLD-Gruppe auf BookRix "gestolpert" und möchten doch die Administratoren dieser Community auf das geltende Urheberrecht hinweisen, falls da eine Anthologie mit diesem Namen in Eigenregie erscheinen sollte, denn die Anthologie DRACHENGOLD verfügt sowohl schon über eine ISBN-Nummer, als auch das diese schon als Gemeinschafts-Präsentation von BookRix und Verlag XXX angemeldet ist!
 (DRACHENGOLD - Wir wollen die Drachengold-Geschichten in Eigenregie in einer Anthologie herausbringen. Alle Autoren, die den Wettbewerb gewonnen haben, sind herzlich eingeladen, der Gruppe beizutreten.)“

Nun wurde der Verlag hartnäckig. Er verlangte sogar Einlass in unsere eigens gegründete Gruppe. Dies war der letzte Rückzugsort den wir hatten, um den ganzen Verlagsunsinn zu verdauen!
Die Einigung, sollte wohl diese Mail bringen:
„Liebe Autoren,

nach einer 4-wöchigen Verlagspause und den damit verbundenen Urlauben der Mitarbeiter stellen wir Ihnen nun weitere Coverentwürfe vor. Bitte haben Sie Verständnis, dass nun endlich eine Entscheidung bzgl. eines Cover´s fallen muss und wie schon gesagt, wir werden nicht jeden Geschmack eines jeden einzelnen Autoren treffen können aber sehen Sie doch einfach selber.

Zur Veröffentlichung bzw. zu dem Termin möchten wir Ihnen allen den 10. Oktober 2013 vorschlagen und bitte bewerten Sie doch die Frankfurter Buchmesse nicht über, denn auf dieser werden in einem jeden Jahr 300.000 Bücher angeboten. Entscheidend für die Planung und Vermarktung sollte doch eher das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr sein und bitte lassen Sie es nicht zu, dass da wieder einmal ein SHIT STORM in den Portalen stattfindet, denn wir sind nicht der Bertelsmann-Verlag mit hunderten Mitarbeitern und nur einem Autor, sondern wir haben 50 Autoren unter Vertrag und wir können nur die eingereichten Manuskripte der Reihe nach abarbeiten.

Das Manuskript in der gesetzten Fassung geht in den nächsten Tagen auf dem Mail-Weg bei Ihnen ein. Sollten Sie letztmalig noch Dinge ändern wollen, so geht das nur, wenn es sich am sachlich falsche Dinge handelt. Erneute Korrekturen am Inhalt können wir jetzt nicht mehr berücksichtigen.“

Kommentar einer Autorin: Jetzt mal Spass beiseite, das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein?

Die angehängten Covervorschläge waren verpixxelt und einfach grauenvoll. Ich werde hier nur Ausschnitte präsentieren, damit es für mich keine rechtlichen Folgen hat, da das Copyright beim Verlag liegt!






Weil wir allerdings aus dem Vertrag nicht mehr herauskamen und diese Cover der absolute Horror waren, regelten wir es auf eine andere Weise. Eine der Autorinnen erstellte in kurzer Zeit ein Cover mit Hand und Fuß.

„Liebe Autoren,
 dann nehmen wir jetzt einfach das Cover von Frau YYY, da Sie ja intern dieses schon geregelt haben.
 Mit freundlichen Grüssen
 XXX“


Soviel dazu. Mittlerweile hat sich der Verlag XXX nicht mehr bei uns gemeldet. Am 10.10.2013 sollte das Buch erscheinen. Ich muss wohl nicht betonen, dass wir heute den 12.11.2013 haben und die Frist vor über einem Monat abgelaufen ist. Der Vertrag bleibt dennoch bestehen, da wir, die Autoren keinen rechtlichen Streit anzetteln wollen. Ich finde es dennoch schrecklich diese Sache zu verschweigen. Aus diesem Grund möchte ich euch warnen! Überlegt wirklich 5 Mal bevor ihr etwas unterzeichnet, denn wie in diesem Fall bestätigt, sind unsere Kurzgeschichten noch für knapp 1,5 Jahre die Sklaven des XXX Verlages und wir natürlich auch, selbst wenn sie scheinbar keine Leistungen erwarten oder fordern. Allein der Gedanke daran, dass dieser Verlag unsere Geschichten verhunzt, stößt mich bitter auf. Ich bin einfach enttäuscht.


Ich finde es schrecklich wie Dreist dieser Verlag vorgeht. Es grenzt an Unprofessionalität, hat aber wohl eher etwas mit Ausbeutung und mangelnder Erfahrung zu tun. Ob Absicht oder nicht, wird außen vor gelassen. Ich möchte hier nur betonen, dass  es eine Frechheit ist, wie wir JUNGAUTOREN von dem besagten XXX VERLAG behandelt wurden! Irgendwann sollte jemand etwas gegen diese schwarzen Schafe unternehmen, denn sie ziehen zumeist auch den Ruf von Verlagen in den Dreck, die möglicherweise das gleiche Verlagsmodell verfolgen, aber eine ganz andere Arbeitseinstellung haben. Darüber hinaus schwindet das Vertrauen in die Verlagswelt und viele Jungautoren werfen demotiviert ihre Werke in die nächste Ecke. Lasst diese Verlage nicht damit durchkommen!

So, jetzt habe ich alles gesagt, was gesagt werden musste! Ich hoffe ihr seid mir nicht böse.
Zu den Mails: Sie sind keinerlei privat, da jeder der anderen Autoren mitlesen durfte.


LG Marie-Luis 







Mein Motto: Man kann niemals genug Bücher besitzen.